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Die Triple Harp





(Fotografien (c) Alan Martin, Mid-Wales Photographic, Penegoes)

Zwar war das Prinzip zweier Saitenreihen an der Harfe, um die chromatische Spielweise zu erleichtern, bereits im Spanien und Italien der Renaissance bekannt, aber die Bauweise der Harfe mit drei ganzen Saitenreihen wurde in der Spätrenaissance in Italien entwickelt: zwei Reihen im diatonischen Gleichklang, während die Halbtöne auf der mittleren Saitenreihe erklingen, wodurch sie mit beiden Händen erreicht werden können.

Die dreireihige Harfe verbreitete sich darauf in ganz Europa und wurde die Barockharfe schlechthin; Monteverdi und später Händel komponierten für sie. Mitte des 17. Jahrhunderts erreichte sie schließlich London in England. Dorthin pflegten walisische Harfenisten zu reisen, seit ihre traditionellen Gönner unter dem Kleinadel nach der Eingliederung von Wales in das Königreich England durch Heinrich VIII im Jahre 1536 ihr Interesse dorthin richteten. Sie dürften auf jeden Fall nicht abgeneigt gewesen sein, die neuesten kontinentalen Trends in Musik und Instrumenten zu übernehmen.

Als dieses Instrument dann in die walisische Heimat gebracht wurde, nahmen besonders die Harfenisten in Nord(west)wales, besonders in Meirionnydd, sich ihrer an. Mitte des 18. Jahrhunderts, als sie im restlichen Europa nicht mehr in Gebrauch war, wurde sie von den Altertumsforschern der Zeit zur walisischen National-Harfe erhoben, wobei man ihre tatsächliche Geschichte entweder nicht kannte, oder nicht wahrhaben wollte.

Aber ungeachtet ihrer italienischen Herkunft schlug die Triple Harp in Wales Wurzeln und wurde sogar als original walisisches Instrument betrachtet. Die Spielweise, ein gemeinsames Repertoire und die Interpretation der Musik wurden mit der Zeit durch die Kreativität unserer Künstler in etwas Eigenes verwandelt, schließlich in etwas erkennbar Walisisches. Man kann daher mit Fug und Recht behaupten, dass die Triple Harp, die „telyn deires”, die einzige echt walisische Harfe ist. Mittlerweile ist sie nur noch in Wales beheimatet, in immer noch ununterbrochener mündlicher Tradition seit über 300 Jahren. Ihre drei Saitenreihen bringen eine „flirrende” Stimme hervor, die ebenso unverwechselbar und einzigartig ist wie die walisische Sprache selbst.


Senedd yr ymrysonau – y ddeudu
O ddedwydd gydleisiau,
Anian i gyd yno’n gwau
Iaith enaid ar ei thannau.
Dewi Wyn o Eifion

Übers.: Senat allen Streits – die beiden Seiten
freudigen Einklangs
Alle Leidenschaft webt sie
Die Sprache der Seele auf ihren Saiten.)


Die walisische dreireihige Harfe in Zitaten

"Obwohl die Gestalt des Instruments vertraut ist, sind Bau- und Spielweise völlig anders als beim modernen Orchesterinstrument. Moderne Harfenmusik wird oft durch hektischen "Steptanz” seitens des Spielers begleitet, wenn er durch sieben Fußpedale die Länge der Saiten verändert; diese Musik zeichnet sich häufig durch lange Kaskaden von Glissandi aus, wie wir sie aus den Filmen der Marx Brothers kennen.

Die walisische Triple Harp ist ein weitaus sanfteres Instrument – ihre riesige Anzahl von Saiten läßt eine Konstruktion ohne Pedale zu, und ihre ruhigen, geradezu mystischen Töne lassen vermuten, dass die „verbesserten” modernen Instrumente etwas Lebenswichtiges auf immer eingebüßt haben.

Während des gesamten Konzerts beeindruckte mich die Spielweise dieser Harfe – ein komplexes zweistimmiges Spiel und eine Technik, die Melodie zwischen den Händen wiederhallen zu lassen, glichen keiner anderen Harfenmusik, die ich je gehört habe.”

Gregory Lewis – The Border Mail (Albury-Wodonga, Australia 1995)

"Die elegante Erscheinung der walisischen Triple Harp läßt den Hörer ganz und gar nicht ahnen, welche robusten Töne ihr eigen sind. Sie ist merklich größer und hat eine viel dichtere Besaitung , als die Keltische oder Irische Harfe, da sie drei Saitenreihen hat statt der einen, wie die bekanntere Irische Harfe sie hat.

Sie kann ebenso zart spielen, aber sie kann der Transparenz der Irischen Harfe die größere Sonorität einer Doppelharfe unterlegen, und die Erweiterung der Möglichkeiten durch eine zusätzliche mittlere Saitenreihe für die Halbtöne. Während die Irische Harfe an Bilder von Nebel und spukhaften Romanzen denken läßt – wenn sie nicht gerade einen Jig oder einen Reel spielt – erschallt das Repertoire an Hornpipes der walisischen Triple Harp mit einer dunkleren, fast zigeunerhaften Energie. Es ist ein genauso tanzbares Repertoire wie das der irischen oder schottischen Fiddle, aber eher wie ein Wirbel auf dem Moor beim Licht eines Feuers als das Tänzchen bei Lampenlicht in einer Küche.”

Stephen Pedersen – The Mail-Star (Halifax, Nova Scotia, Canada 1996)





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